Weitere Projekte
Der Praxisbezug und die wissenschaftliche Abstützung und Evaluation von Aktivitäten, Lösungsansätzen, Handlungsempfehlungen und Instrumenten sind wichtige Aspekte unserer Arbeit. Ein Schwerpunkt liegt auf praxisbezogener Forschung und Evaluation. Nachfolgend finden Sie eine Übersicht über weitere, teilweise bereits abgeschlossene Projekte (alphabetisch).
Ambulanter Sektor
Die Patientensicherheitsbewegung zielte lange Zeit nur auf den stationären Bereich. Der ambulante Sektor hat Nachholbedarf und ist deshalb ein thematischer Schwerpunkt der Stiftung. Vertieftes Wissen über die Entstehung und Vermeidung von Sicherheitsproblemen im ambulanten Bereich ist erforderlich. Geeignete Massnahmen müssen entwickelt und implementiert werden. Gemeinsam mit der FMH hat die Stiftung eine Auslegeordnung zu Ansätzen und Massnahmen für die Förderung der Patientensicherheit in der ambulanten ärztlichen Versorgung erarbeitet. Diese bildet die Grundlage für weitere Aktivitäten und Projekte.
Design: Mehr Patientensicherheit durch systemische Lösungen fürs Spital
Das Design von Spitälern hat nicht nur einen Einfluss auf die Genesung von Patient:innen, sondern beeinflusst über die Arbeitsumgebung auch das Verhalten der Mitarbeitenden und somit die Patientensicherheit. Die Stiftung lancierte deshalb 2016 das Projekt «Mehr Patientensicherheit durch Design: Systemische Lösungen fürs Spital». Resultat ist eine Broschüre mit Patientensicherheits-Designprinzipien.
Anfang April 2020 veröffentlichte die Stiftung Patientensicherheit Schweiz einen Leitfaden zur Arbeit unter Krisenbedingungen – als Unterstützung für Mitarbeitende (nicht nur) im Gesundheitswesen. Dieses «Schlüsselbotschaften zu Human Factors beim Arbeiten unter Druck» (zum Beispiel in der Covid-19 Situation) betitelte Dokument verweist auch auf Aspekte, die designrelevant sind.
Doppelkontrolle bei Hochrisiko-Medikation
Um Medikationsfehlern beim Verordnen, Richten und Verabreichen von Hochrisiko-Medikation entgegenzuwirken, wird immer häufiger die sogenannte Doppelkontrolle eingesetzt, welche eine falsche Verabreichung verhindern soll. Die Methode hat allerdings Defizite, so zum Beispiel, wenn die Fachpersonen bei ihrer Tätigkeit gestört werden, um die Kontrolle durchzuführen. Die Wirksamkeit von Doppelkontrollen ist zudem wissenschaftlich wenig untersucht und es gibt keine nationalen Standards.
Patientensicherheit Schweiz hat im Rahmen eines Forschungsprojekts Doppelkontrollen in der Onkologie untersucht. Die dadurch gewonnenen Erkenntnisse sind in eine Empfehlung für die Anwendung von Doppelkontrollen bei Hochrisiko-Medikation eingeflossen (s. Schriftenreihe Nr. 10).
Sie enthält eine umfangreiche Begriffsklärung mit zahlreichen Beispielen aus der Praxis sowie Antworten auf die Fragen: Bei welchen Arbeitsschritten im Medikationsprozess ist eine Doppelkontrolle oder ein Check sinnvoll? Wie wird eine gute (Doppel-)Kontrolle idealerweise durchgeführt?
Innerklinische Transporte
Patiententransporte gehören zur täglichen Arbeitsroutine jedes Spitals. Diese sind aber quasi das schwächste Glied in der Kette, den während ihnen kommt es oft zu Unterbrüchen der Überwachung und Behandlung. Innerklinische Transporte sind somit ein zusätzlicher Stressfaktor und bergen Gefahren für die Patient:innen. Daher ist jede Transportindikation und der Nutzen der geplanten Massnahme der zusätzlichen Gefährdung für den Patienten gegenüber-zustellen und abzuwägen. Patientensicherheit Schweiz identifizierte hier Handlungsbedarf und hat Empfehlungen für den innerklinischen Patiententransport von kritisch kranken Patienten entwickelt und publiziert.
Klinikinformationssysteme
Elektronische Informationssysteme im Gesundheitswesen haben das Potenzial, die Effizienz, die Sicherheit und die Qualität der Gesundheitsversorgung zu verbessern. Werden diese Systeme jedoch unsachgemäss konzipiert, entwickelt, implementiert und angewendet, dann kann die Digitalisierung die ohnehin komplexe Gesundheitsversorgung noch komplexer machen.
Aktuell im Einsatz stehende Schweizer Klinikinformationssysteme sind häufig technologisch veraltet und bieten wenige Möglichkeiten, neue Technologien einzubinden. Kritikpunkte sind die Benutzeroberflächen und Schnittstellen sowie die Funktionalität der Systeme, deren Komplexität und Langsamkeit.
Im Forschungsprojekt «KIS» wurden die Unterschiede zwischen zwei in der Schweiz gängigen Klinikinformationssystemen (hinsichtlich ihrer Effizienz und Patientensicherheit) identifiziert. Die Ergebnisse wurden im der Schweizerischen Ärztezeitung sowie im Journal of Patient Safety publiziert.
Look Alike Sound Alike
Eine gemeinsame Arbeitsgruppe der Stiftung Patientensicherheit Schweiz, des Vereins der Schweizerischer Amts- und Spitalapotheker und der pharmazeutischen Industrie haben Empfehlungen bezüglich Verwechslungen von Arzneimitteln aufgrund ähnlich klingender Bezeichnungen (Sound alike) und ähnlich aussehender Verpackungen (Look alike) erarbeitet.
Diese Arten von Fehlern sind ein bedeutendes Problem der Medikationssicherheit. Die Empfehlungen flossen in die aktuelle Revision der Arzneimittelzulassungsverordnung von Swissmedic mit ein und wurden von der Pharmaindustrie aufgenommen.
Methotrexat: Akzidentelle Überdosierungen verhindern
Menschen mit entzündlichen Erkrankungen werden oft mit Methotrexat behandelt. Bei dieser Indikation wird es – anders als bei Krebserkrankungen – nur einmal in der Woche angewandt, was eine eher unübliche Dosierungsfrequenz ist. Die Mehrzahl der Medikamente wird nämlich täglich angewandt.
Gerade wegen dieser unüblichen wöchentlichen Dosierungsfrequenz passiert es immer wieder, dass Methotrexat fälschlicherweise jeden Tag statt jede Woche eingenommen wird. Eine solche Überdosierung kann gravierende gesundheitliche Folgen haben oder sogar tödlich sein.
Morbiditäts- und Mortalitäts-Konferenzen
In Morbiditäts- und Mortalitätskonferenzen (M&M) werden rückblickend Komplikationen, ungewöhnliche Behandlungsverläufe und unerwartete Todesfälle aufgearbeitet. Patientensicherheit Schweiz hat in Zusammenarbeit mit Partnerspitälern einen Leitfaden entwickelt, um die M&M-Konferenz in der Schweiz als wichtiges Instrument zur Erhöhung der Patientensicherheit zu stärken.
Speak Up: Sicherheitsbedenken ansprechen
Bei der Analyse von Fehlern in der Patientenversorgung gibt es immer wieder Situationen, in denen beteiligte Gesundheitsfachleute realisieren: Es besteht ein Risiko für die Patientensicherheit. Doch oft behält die Person die Bedenken für sich – oder wird nicht gehört.
Patientensicherheit Schweiz hat diesen wichtigen Aspekt der Sicherheitskultur im Rahmen eines Forschungsprojekts für die Schweiz untersucht und Empfehlungen entwickelt, die in der Schriftenreihe Nr. 8 der Stiftung erschienen sind.
Mit einem validierten Fragebogen können Spitäler und Kliniken das innerbetriebliche Kommunikationsverhalten erheben für eine bessere «Speak Up»-Kultur im Gesundheitswesen.
Vincristin – gefährliche Fehlapplikationen vermeiden
Eine Studie von Patientensicherheit Schweiz zum Thema Vincristin zeigt, dass internationale Empfehlungen zum Umgang mit dem Krebsmedikament in der Schweiz kaum umgesetzt werden. 2017 wurde die Hälfte aller Vincristin-Zubereitungen für Erwachsene und zwei Drittel jener für Kinder noch als Spritzen zubereitet. Das kann bei einer Verwechslung tödliche Auswirkungen haben.
Eine einfache und wirkungsvolle Massnahme dagegen ist die Verwendung von Vincristin in Infusionsbeuteln. Die Stiftung Patientensicherheit ruft die zuständigen Fachpersonen in der Schweiz dringend auf, Vincristin nur noch in Infusionsbeuteln mit einem Volumen von über 50 ml statt in Spritzen zuzubereiten.
PatBox.ch
Auf der neuen Meldeplattform PatBox.ch können alle Patient:innen sowie Angehörige, die ein Erlebnis oder einen konkreten Vorfall im Schweizer Gesundheitswesen erlebt haben – sei es in einem Spital oder Pflegeheim, bei der Pflege zuhause, in einer Praxis oder Apotheke, eine Meldung erfassen. Dafür muss nicht zwingend ein Fehler passiert sein – es kann sich auch um Situationen handeln, bei denen ein Fehler noch abgewendet werden konnte.
Über CIRRNET
Patientensicherheit Schweiz betreibt CIRRNET seit 2006. CIRRNET unterscheidet sich von den meisten CIRS-Netzwerken dadurch, dass aus allen lokalen CIRS-Meldungen überregional
Room of Horrors
Interaktives Lernen im Room of Horrors Aufmerksamkeit für Patient:innensicherheitsrisiken lässt sich trainieren: in einem Room of Horrors. Im Trainingsraum werden